Seminar
"Industrielle Anwendungen der Computeralgebra"
Seminarleitung: Dr. Martin Kreuzer, Zi. M 003, Tel. 943 -3036
Anmeldung per E-Mail: <Martin
Kreuzer@mathematik.uni-regensburg.de>
Termin, Ort: Mi, 8:30 - 10:00, Raum M 101
Nr. im Vorlesungsverzeichnus: 51078
Inhalt: Die Vorträge behandeln Anwendungen der Computeralgebra
in der Industrie und der Technik. Zuerst wird ein konkretes Problem vorgestellt.
Dann wird gezeigt, wie man es mathematisch beschreibt. Die mathematische
Aufgabe wird auf ein Problem der Computeralgebra zurückgeführt,
das mit Hilfe der Theorie der Gröbner-Basen gelöst werden kann.
Neben einer elementaren Einführung sollen jeweils Lösungsansätze
mittels CoCoA programmiert werden.
Voraussetzung: Grundkenntnisse in Computeralgebra und CoCoAL.
-
9.6.99: Computeralgebra in der 2-stufigen stochastischen
Programmierung (A. Zellner)
Literatur: a) F.V. Louveaux und M.H.v.d.
Vlerk, Sochastic programming with simple integer recourse, Math. Programming
61A (1993), S. 301-325
b) R. Schultz, L. Stougie und M.H.v.d. Vlerk,
Solving stochastic programming with integer recourse by enumeration: A
framework using Gröbner basis reductions, Math. Programming 83A (1998),
S. 229-252
c) S. Vajda, Probabilistic Programming, Academic
Press, New York 1972
Inhalt: Die 2-stufige stochstische Programmierung
befaßt sich mit folgender Aufgabe: Manche Daten eines Problems sind
noch mit Unsicherheiten behaftet. Dennoch muß man gewisse Entscheidungen
("first-stage decisions") treffen. Wenn die gesuchten Informationen später
eintreffen, hat man die Möglichkeit zu Korrekturmaßnahmen ("second-stage
or recourse actions"), die jedoch mit Defizitstrafen oder Überschüssen
behaftet sein können. Bei der ganzzahligen stochastischen Programmierung
treten dabei Systeme auf, deren Zielfunktionen mit Hilfe von Gröbner-Basen
ausgewertet werden können.
Ausführliche Vortragsbeschreibung:
<casemi.ps>
Zugehörige CoCoA-Programme:
<casemi.coc>
-
16.6.99: Computeralgebra in der Analyse komplexer
Informationssysteme (T. Eisenmann)
Literatur: X.H. Kramer und R.C. Laubenbacher,
Combinatorial Homotopy of Simplicial Complexes and Complex Information
Systems, in: D.A. Cox und B. Sturmfels (Hrsg.), Applications of Computational
Algebraic Geometry, Proc. Symp. Applied Math. 53, Amer. Math. Soc., Providence
1998, S. 91-118
Inhalt: Ein komplexes Informationssystem
besteht aus einer großen Anzahl von "Agenten", die mit nahegelegenen
anderen Agenten auf Grund lokaler Informationen kommunizieren. Das dynamische
Verhalten des Gesamtsystems hängt von strukturellen Beschränkungen
des Informationsflusses ab (z.B. bei der Planung von Verkehrsflüssen).
Solche globalen Beschränkungen kann man mit der sogenannten Q-Analyse
studieren, und ebenso mit Hilfe der kombinatorischen Homotopie. Letztere
kann mit Hilfe von Gröbner-Basen in freien assoziativen Algebren berechnet
werden.
Ausführliche Vortragsbeschreibung:
<compl_is.htm>
-
23.6.99, 30.6.99: Computeralgebra in der Ablaufplanung
(C. Jung)
Literatur: a) N.R.Natraj, S.R.Tayur und
R.R.Thomas, An algebraic geometry algorithm for scheduling in the presence
of setups and correlated demands, Math. Programming 69A, S. 369-401
b) G.M. Ziegler, Gröbner Bases and Integer
Programming, in: A.M. Cohen, H. Cuypers und H. Sterk (Hrsg.), Some Tapas
of Computer Algebra, Algorithms and Computation in Mathematics 4, Springer,
Berlin 1999, S. 168-183
c) B. Sturmfels, Algorithms in Invariant Theory,
Springer, Wien 1993, S. 19-23
Inhalt: In der Ablaufplanung (engl. "scheduling")
soll eine Menge von Aufgaben auf Maschinen verschiedener Typen zeitlich
geplant werden, wobei die Nachfrage durch unkorrellierte Zufallsvariable
beschrieben werde. Dabei ist der Zeit- und Kapazitätsverlust durch
Maschinenumstellungen minimal zu halten. Das Problem wird formuliert als
eine Aufgabe der ganzzahligen Programmierung (engl. "integer programming"),
d.h. für eine Menge linearer Gleichungen und Ungleichungen sind diejenigen
ganzzahligen Lösungen zu finden, die ein bestimmtes lineares Funktional
minimieren. Die Lösung erfolgt mit Hilfe einer geeigneten Version
von Buchberger's Algorithmus unter Berechnung einer reduzierten Gröbner-Basis.
Ausführliche Vortragsbeschreibung:
<ablaufpl.htm>
Zugehörige CoCoA-Programme:
<ablaufpl.coc>
-
7.7.99: Computeralgebra im Computer Aided Geometric
Design (CAGD) (A. Wills)
Literatur: a) T.W. Sederberg, Applications
to Computer Aided Geometric design, in: D.A. Cox und B. Sturmfels (Hrsg.),
Applications of Computational Algebraic Geometry, Proc. Symp. Applied Math.
53, Amer. Math. Soc., Providence 1998, S. 69-89
b) F. Winkler, Polynomial Algorithms in Computer
Algebra, Springer, Wien 1996, S. 224-236
Inhalt: Will man Kurven und Flächen
im CAGD darstellen, so verwendet man fast ausschließlich durch rationale
polynomiale Parametrisierungen gegebene Objekte. Allerdings besteht dabei
das Problem, daß es zwischen den Polynomen der Parametrisierung und
dem geometrischen Aussehen der Objekte keine offensichtlichen Beziehungen
gibt. Dieses Problem kann mit Bezier-Kurven (und -Flächen) gelöst
werden. Um das Verschwindungsideal der Kurven zu finden, ist ein Implizitisierungsprozeß
nötig, der mit Hilfe von Eliminationen durchgeführt wird. Auch
der umgekehrte Vorgang - die Parametrisierung - wird besprochen.
-
14.7.99: Computeralgebra in der Robotik (L. Görlitz)
Literatur: a) D. Cox, J. Little und D.
O'Shea, Ideals, Varieties, and Algorithms, Springer Undergraduate Texts
in Mathematics, New York 1992, Chapter 6, § 1 - 3
b) M.J. Gonzalez-Lopez und L. Gonzalez-Vega,
The Inverse Kinematics Problem in Robotics, in: A.M. Cohen, H. Cuypers
und H. Sterk (Hrsg.), Some Tapas of Computer Algebra, Algorithms and Computation
in Mathematics 4, Springer, Berlin 1999, S. 305-310
Inhalt: Beim inversen kinematischen Problem
geht es darum, zu einem explizit beschriebenen Roboterarm und einer Position
festzustellen, ob der Roboterarm diese Position erreichen kann, ob die
Lösung eindeutig ist, und wie man sie berechnen kann. Es ergibt sich
ein Gleichungssystem, das die Sinus bzw. Cosinus der Winkel der Roboterarme
enthält und durch eine rationale Parametrisierung in ein polynomiales
Gleichungssystem umgewandelt werden kann. Es werden auch kinematische Singularitäten
und Bewegungsplanung besprochen.
Ausführliche Vortragsbeschreibung:
<robotik.htm>
-
21.7.99, 28.7.99: Computeralgebra in der Computergraphik
(J. Schmidbauer)
Literatur: a) B.A. Barksy, Computer Graphics
and Geometric Modeling Using Beta-Splines, Springer, Berlin 1988
b) H. Späth, Spline-Algorithmen zur Konstruktion
glatter Kurven und Flächen, R. Oldenburg Verlag, München 1973
c) D. Cox, J. Little und D. O'Shea, Using Algebraic
Geometry, Graduate Texts in Math. 185, Springer, New York 1998, S. 385-406
Inhalt: Möchte man kompizierte Kurven
oder Flächen graphisch veranschaulichen, so werden sie zuerst mit
Hilfe sogenannter Splines approximiert, und dann werden diese gezeichnet.
Dabei unterscheidet man zwischen interpolierenden und approximierenden
Splines. Bei den interpolierenden Splines besteht ein Trade-Off zwischen
dem Grad der Splines und der Güte der Approximation. Die Untersuchung
des Moduls aller Splines erfolgt unter Anwendung der Computeralgebra.
Ausführliche Vortragsbeschreibung:
<compgraf.html>
Zugehörige CoCoA-Programme:
<splines.coc>
-
Computeralgebra in der statistischen Designtheorie
Literatur: Robbiano, Gröbner Bases and Statistics, in:
B. Buchberger und F. Winkler (Hrsg.), Gröbner Bases and Applications,
London Math. Soc. Lecture Notes 251, Cambridge Univ. Press 1998, S. 179ff
Inhalt: Beim Design von Experimenten versucht man, aus möglichst
wenigen experimentellen Daten gewisse Informationen herauszuholen. Da man
typischerweise nicht alle möglichen Konstellationen der entscheidenden
Faktoren durchspielen kann, gilt es einige Fälle so zu konstruieren,
daß die entsprechenden Versuchsergebnisse bereits die gewünschten
Schüsse zulassen. Algebraisch gesehen läuft das Problem darauf
hinaus, aus einer endlichen Punktmenge eine Teilmenge so auszuwählen,
daß die Ideale aller Polynome, die auf der Teilmenge verschwinden,
bestimmte Eigenschaften haben.
-
Computeralgebra im Triebwerksdesign
Literatur: Grabmeier, An application of a symbolic version of
the Raleigh-Ritz method to the design of aircraft turbines, Preprint 1995
Inhalt: Während des Erhärtungsprozesses bei der Herstellung
von Flugzeugtriebwerken treten Temperaturdifferenzen auf, die zu Materialspannungen
führen und Verbiegungen auslösen können. Das Problem kann
mit Differentialgleichungen beschrieben werden, die numerisch lösbar
sind. Es soll jedoch schon beim Design des Triebwerks eine optimale Form
gefunden werden, d.h. die Gleichungen sind symbolisch (mit unbestimmten
Koeffizienten) zu lösen. Dazu wird die Raleigh-Ritz Methode angewandt,
bei der ein Energiefunktional minimiert werden muß. Das entstehende
System polynomialer Gleichungen wird mit Gröbner-Basen gelöst.
-
Computeralgebra in der Festigkeitslehre
Literatur: a) W. Törnig, M. Gipsen
und B. Kasper, Numerische Lösung von partiellen Differentialgleichungen
der Technik, B.G. Teubner, Stuttgart 1985
b) D. Cox, J. Little und D. O'Shea, Using Algebraic
Geometry, Graduate Texts in Math. 185, Springer, New York 1998, S. 385-406
Inhalt: Viele Probleme der Festigkeitslehre
werden durch (elliptische) Differentialgleichungen beschrieben. Will man
diese mit der Methode der finiten Elemente lösen, so zerlegt man das
Definitionsgebiet zuerst in Dreiecke, setzt die gesuchte physikalische
Größe als polynomiale Funktion über jedem Dreieck an, und
fügt diese lokalen Ansätze zu einer globalen Ansatzfunktion (einem
"Spline") zusammen. Die Zuordnung von Werten zu den Ecken ("Knoten") der
Dreiecke liefert Gleichungen, deren Lösungsmenge ("Freiheitsgrade")
bestimmt werden soll. Möglichst viele der verwendeten Schritte sollen
symbolisch, d.h. mit unbestimmten Koeffizienten, ausgeführt werden.
-
Computeralgebra in der Analyse zyklischer Moleküle
Literatur: I.Z. Emiris, Sparse Elimination
and Applications in Kinematics, Doctoral Dissertation, Univ. of California
at Berkeley, Berkeley 1994 (erhältlich via www.inria.fr/saga)
Inhalt: Möchte man die geometrische
Struktur komplexer zyklische Moleküle herausfinden, so stößt
man auf das "Docking Problem", d.h. auf die Frage wie sich ein Molekül
an einen Rezeptor anlagern kann. Die Berechnung aller energetisch günstigen
Konfigurationen zyklische Moleküle zeigt sich als äquivalent
zum inversen kinematischen Problem und wird mit Hilfe der Technik der "Sparse
Elimination" (Elimination im dünnbesetzten Fall) gelöst. Im Fall
sechsatomiger Moleküle wird die Aufgabe explizit ausgearbeitet.
Letzte Änderung: 3. August 1999
<Zurück
zur Home Page>