Komplexe Zahlen
Was sind komplexe Zahlen? oder: Ein kleiner
Ausflug in die "Fantasien" der
Mathematiker
Schon im Mittelalter empfanden einige Mathematiker den
Umstand als unbefriedigend, dass es keine Zahlen gibt,
deren Quadrat negativ ist, und dass damit viele
Gleichungen keine Lösungen haben - bis sie später
solche Zahlen einfach erfanden. Genauer gesagt,
bezeichneten sie mit der imaginären
Einheit i eine Zahl, deren Quadrat -1 ergibt, und
rechneten mit dieser wie gewohnt weiter (dabei geht man
dann mit i um wie mit einer Variable, etwa x).
Sie stellten fest, dass mit Hilfe dieser Zahl viele
Gleichungen jetzt Lösungen besitzen, die vorher
nicht lösbar waren (sogar alle
Polynomgleichungen haben jetzt eine Lösung!).
Ein Beispiel dazu: x2 - 4 x + 5 = 0,
umgeformt zu (x - 2)2 = -1.
Früher: Wurzel ziehen unmöglich, wegen
der rechten Seite (-1).
Jetzt: Wegen -1 =
i2 können wir die Wurzel ziehen: x - 2 =
i oder x - 2 = -i. Als Lösungen ergeben sich also
die Zahlen 2 + i und 2 - i.
Diese zusammengesetzten Zahlen, wie z.B. 2 + i,
bestehen aus einem Realteil (2) und
einem Imaginärteil (i, bzw. 1i). Aus Real-
und Imaginärteil zusammengesetzte Zahlen nennt man
auch komplexe Zahlen, darstellbar in der Form z =
a + bi.
Um sich komplexe Zahlen doch wiederum vorstellen zu
können, kann man sie als Punkt in einer Ebene mit
einer realen und einer imaginären Achse, der
sog. Gauß'schen Zahlenebene darstellen. Die Skizze
zeigt die Zahl 2 + i und einen Pfeil (oder Vektor) vom
Ursprung zu 2 + i.
Die Grundrechenarten Addition und Multiplikation
lassen sich einfach herleiten:
Addition
z1 + z2 =
a1 + b1i + a2 +
b2i = a1 + a2 +
(b1 + b2)i
Bsp.: z1 + z2 = 2 + i + 1 +
i = 2 + 1 + (1 + 1)i = 3 + 2i
In der Gauß-Ebene ergibt sich die Addition durch
das Hintereinanderlegen der Pfeile.
Multiplikation
z1 · z2 =
(a1 + b1i) · (a2 +
b2i)
= a1a2 +
a1b2i +
b1ia2 +
b1b2i2
=
a1a2 -
b1b2 +
(a1b2 +
b1a2)i
Bsp.: z1 · z2 = (2 + i) ·
(1 + i) = 2 + 2i + i + i2 = 1 + 3i
In der Gauß-Ebene ergibt sich die Multiplikation
interessanterweise durch die Multiplikation der
Pfeillängen und durch Addition der Pfeilwinkel
bzgl. der realen Achse. Die Quadrierung ergibt sich
ensprechend durch Quadrierung der Pfeillängen und
der Verdoppelung des Pfeilwinkels.